Mit einem Collagen-Drink die Haut verjüngen? So oder ähnlich lauten die Versprechen der Anbieter. Collagen-Drinks sorgen schon jetzt für Milliarden-Umsätze – aber ihre Wirkung ist umstritten.
Schon lange ist bekannt, dass der Körper zahlreiche Mikronährstoffe braucht – Vitamine, Mineralstoffe, und Spurenelemente. Die Stoffe stecken in natürlichen Lebensmitteln oder in künstlicher Form in Nahrungsergänzungsmitteln.
Zu letzteren zählen auch die sogenannten „Beauty-Drinks“: Sie sollen im Vergleich zu „normalen“ Nahrungsergänzungsmitteln nicht nur gesund sein, sondern auch schön machen. In den letzten Jahren ist der Umsatz von Beauty-Drinks laut der Süddeutschen Zeitung auf mehrere Milliarden Dollar gestiegen.
Besonders beliebt sind Collagen-Drinks, die die Haut verjüngen sollen.
Collagen: Baustein von Haut, Knochen, Sehnen und Bändern
Warum ausgerechnet Collagen-Drinks? Collagene sind die häufigsten Proteine im menschlichen Körper: Sie stecken unter anderem in der Haut, in Sehnen, Bändern und Knochen. Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft zufolge stabilisiert Collagen diese Körperbausteine nicht nur, sondern wirkt auch aktiv am Aufbau von Knochen mit.
Die Haut besteht dem Guardian zufolge sogar zu 75 Prozent aus Collagen – vor allem die Dermis hat einen hohen Collagen-Anteil. Sie liegt unter der äußersten Hautschicht, der Epidermis.
Ab einem Alter von 20 Jahren verliert der Körper dem Guardian zufolge etwa 1,5 Prozent des Collagens pro Jahr. Durch andere Faktoren wie Stress oder Sonneneinstrahlung steigt dieser Wert noch. Eine Folge: Die Haut wird faltig.
Collagen-Drinks: Wie sollen sie wirken?
Anti-Aging-Cremes mit Collagen und anderen Stoffen gibt es schon lange. Sie wirken der Deutschen Apothekerzeitung zufolge jedoch überwiegend an der Hautoberfläche und gelangen nicht in die tieferen Hautschichten. Deshalb können sie die Haut kurzfristig schöner aussehen lassen, aber nicht langfristig verjüngen.
Aus diesem Problem heraus entstand die Idee der „Nutrikosmetik“: Indem man die Stoffe einnimmt, statt sie aufzutragen, sollen sie auch tiefere Hautschichten erreichen. Daran schließen sich die Versprechen der Anbieter von Collagen-Drinks an.
Wirken Collagen-Drinks?
Zwei klinische Studien einer Gruppe der Universität Kiel bescheinigen sogenannten „bioaktiven Collagenpeptiden“ positive Wirkungen auf die Haut. In der einen Studie an 114 Frauen reduzierte das Collagen Falten um die Augen und regte offenbar auch die körpereigene Collagen-Produktion an. Ähnliche Ergebnisse ergab die andere Studie mit 69 Teilnehmerinnen.
Dem Guardian zufolge gibt es bisher jedoch zu wenige aussagekräftige klinische Studien. Viele seien zudem von Firmen in Auftrag gegeben, die Collagen-Drinks herstellen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Artikel der Süddeutschen Zeitung, in dem Wissenschaftler des Max-Rubner-Instituts zu Wort kommen. Ihnen zufolge ist es umstritten, ob das über Collagen-Drinks aufgenommene Collagen überhaupt verdaut wird und bis in die Hautzellen gelangt.
Die Advertising Standard Authority der EU verbot 2016 eine Werbung eines Collagen-Herstellers: Die Versprechen in der Werbung seien nicht hinreichend belegt gewesen.
Collagen-Drinks: Kaum reguliert
Bei den oben genannten Studien darf nicht vergessen werden, dass die Wissenschaftler spezielle Formen von Collagen verwendeten. Collagen-Drinks können in ihrer Zusammensetzung sehr unterschiedlich sein – Nahrungsergänzungsmittel sind vergleichsweise wenig reguliert.
In den oben genannten Studien traten keine Nebenwirkungen durch Collagen auf. Wissenschaftler vom Max-Rubner-Institut halten Collagen-Drinks dennoch für bedenklich: Hersteller informieren selten über die genaue Zusammensetzung der Produkte. Auch zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln gibt es oft keine Hinweise.
Obst und Gemüse statt Collagen-Drinks
Statt mit teuren Collagen-Drinks kannst du deinen Körpers besser bei der Collagen-Produktion unterstützen, indem du dich abwechslungsreich und gesund ernährst. Davon profitiert nicht nur deine Haut, sondern auch Knochen, Sehnen und Bänder, Haare und Nägel. Einige Nährstoffe beeinflussen die Produktion und den Abbau von Collagen:
- Vitamin C unterstützt die Collagen-Produktion
- Omega-3-Fettsäuren sollen den Collagen-Abbau hemmen
Der Deutschen Apothekerzeitung zufolge sind darüber hinaus Flavonoide, Biotin, Vitamin E und Zink gut für die Haut.
Wenn du dich ausgewogen ernährst und viel Obst und Gemüse isst, nimmst du von diesen Stoffen genug auf und kannst auf Collagen-Drinks oder andere Nahrungsergänzungsmittel verzichten. Außerdem wichtig: Viel trinken! Der Max-Planck-Gesellschaft zufolge besteht Collagen zu einem großen Teil aus Wasser.