Apfelleder zeigt, wie ressourcenschonend vegane Lederalternativen sein können. Denn als Rohstoff dient der Abfall der Apfelsaftproduktion. Erfahre hier mehr über Apfelleder und seine Besonderheiten.
Taschen, Jacken und Schuhe müssen nicht mehr unbedingt aus tierischem Leder bestehen. Die Zahl pflanzlicher Lederalternativen wächst. Neben Ananasleder, Leder aus Pilzmyzel und Kaktusleder kannst du das tierische Material auch durch Apfelleder ersetzen.
Solche Lederalternativen sind nicht nur für diejenigen interessant, die aufgrund einer veganen Lebensweise auf Kleidung mit tierischen Bestandteilen verzichten möchten. Auch die ökologisch und ethisch problematische Produktion echten Leders verleitet viele Menschen zur Suche nach umweltverträglicheren Optionen. So stammt herkömmliches Leder oft aus industrieller Massenfertigung und ist mit giftigen Chemikalien behandelt. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: Bio-Leder, echtes und pflanzlich gegerbtes Leder – deshalb sind sie besser.
Der Griff zu herkömmlichem veganem Kunstleder stellt allerdings keine gute Alternative dar, da in diesem Fall oft klimaschädliches Erdöl als Rohstoff dient.
"Abfall" als Rohmaterial: Apfelleder entsteht aus Apfeltrester
Apfelleder gehört zu den veganen Lederalternativen, die einen Kompromiss eingehen: Es besteht zum Großteil aus natürlichem Material, enthält jedoch auch ein Bindemittel, das auf Kunststoff basieren kann.
Hersteller nutzen für ihr Apfelleder ein „Abfallprodukt“ der Apfelverarbeitung. Wenn in der industriellen Produktion aus Äpfeln Saft entsteht, bleibt eine Menge von sogenanntem Trester zurück: Ein Gemisch aus Stängeln, Fasern und Schale. Diese Restbestandteile von Äpfeln enthalten viel Zellulose. Das ist ein natürlicher Stoff, der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände ist und sich sowohl für die Papierherstellung, als auch die Textilproduktion eignet.
Das Verfahren, welches aus Trester Apfelleder macht, geht zurück auf das italienische Unternehmen Frumat mit Sitz in Bozen. Zunächst wird der Apfeltrester getrocknet und dann zu einem feinen Pulver vermahlen. Anschließend kommt ein Bindemittel hinzu, das für Stabilität sorgt, und ein Lösungsmittel zur besseren Verarbeitung.
So wird Apfelleder hergestellt
Inzwischen fertigen auch andere Hersteller nach ähnlichen Prinzipien Apfelleder an. Sie unterscheiden sich dann meist darin, wie viel „Fruchtgehalt“ das Apfelleder hat und welche weiteren Stoffe hinzukommen. Je nach Hersteller kann zum Beispiel das Bindemittel ein Kunststoff sein, wie Polyurethan (PU) im „APVELSKIN“-Apfelleder des Start-Ups Take a shot**, oder ein biologisch abbaubarer Kunststoffersatz. Der Hersteller Frumat verwendet einen biologisch abbaubaren Kunststoffersatz auf Basis von Milcheiweiß für sein dünnes „Appleskin“-Apfelleder, wie er in einer Galileo-Reportage zeigt.
Diese Mischung wird Schicht für Schicht auf einen Baumwollstoff aufgetragen. Anschließend folgt ein Waschgang, wodurch sich das Lösungsmittel herauswäscht. Das ist wichtig, damit das fertige Apfelleder nicht hart und spröde, sondern elastisch wird. Nach dem Waschgang kommt das Apfelleder in einen Ofen mit hohen Temperaturen, um es wetterbeständig und widerstandsfähig zu machen. Schließlich erhält das Apfelleder seine Prägung. Diese sorgt für die optische Ähnlichkeit zu tierischem Leder.
Was macht Apfelleder so besonders?
Für Apfelleder muss keine neue Ressource angezapft werden, weil es aus Trester entsteht – aus Apfelresten, die sonst als „Abfall“ gelten. Somit handelt es sich bei Apfelleder um ein wahres Upcycling-Produkt.
In der Herstellung ist Apfelleder deutlich klimaverträglicher als konventionelles tierisches oder synthetisches Leder. Laut dem Apfelleder-Hersteller Mabel Industries entspricht jedes Kilogramm an Trester, das anstelle von Polyurethan für Kunstleder verwendet wird, einer CO2-Ersparnis von knapp 5,3 Kilogramm.
Viele Hersteller beziehen ihre Apfeltrester aus Südtirol, Europas größtem Apfelanbaugebiet. Ein Großteil des weltweit verarbeiteten tierischen Leders stammt laut Peta hingegen aus China und Indien. Daher sind die Transportwege von Apfelleder verhältnismäßig kurz und dementsprechend weniger klimaschädlich.
Apfelleder ist zudem robust und vielseitig. Es kann nicht nur mit Prägungen versehen, sondern auch digital bedruckt werden. Außerdem ist es in verschiedene Stärken und mit unterschiedlicher Dehnbarkeit erhältlich. So findet es nicht nur in Taschen, Portemonnaies und Schuhen Verwendung, sondern auch als Buchumschlag oder Möbelbezug.
So kannst du das Fruchtleder pflegen
Wie der Apfel an sich, ist auch Apfelleder wasserresistent. Wenn du mit deinen Apfelleder-Schuhen durch einen Regenschauer läufst, perlen die Tropfen ganz einfach ab. Die Pflege von Apfelleder ist daher unkompliziert: Du benötigst nur einen feuchten Lappen, um kleine Verunreinigen zu entfernen, und zusätzlich etwas Seife für gröbere Flecken. Auf spezielle Pflegemittel, wie Imprägniermittel oder Wachse, kannst du verzichten.
So robust die Produkte aus Apfelleder auch sind: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, ab dem du sie nicht mehr reparieren kannst. Die meisten Apfelleder-Produkte sind dann aufgrund des zugesetzten Bindemittels zwar nicht biologisch abbaubar, aber immerhin recyclebar.
Entsorgst du die Schuhe jedoch im Restmüll, landen sie in der Verbrennungsanlage. Diesem Problem haben sich I:Collect und das Mutterunternehmen SOEX angenommen: Im Jahr 2018 haben sie eine Recycling-Anlage in Betrieb genommen, die fast alle Arten von Schuhen recyceln kann. Sammelboxen für das Verfahren findest du zum Beispiel in Reno- und Globetrotter-Filialen. Dort kannst du deine kaputten Schuhen abgeben.
Produkte aus Apfelleder
Du kannst dich von Kopf bis Fuß mit Apfelleder einkleiden, denn inzwischen gibt es eine große Auswahl an Schuhen, Taschen und Accessoires, die auf diese vegane Lederalternative zurückgreifen.
- Sneaker aus Appleskin von Noani: Alle Schuhe von Noani sind zu 100% vegan. Das Modell SF-1 White kommt in minimalistischer Optik daher, ist atmungsaktiv und verfügt über ein Innenfutter aus recycelter Baumwolle und einer Sohle aus FSC-zertifizierten Natur-Kautschuk.
- Taschen und Accessoires bei Nuuwaï**: Bei Nuuwai findest du unter anderem Rucksäcke, Bauchtaschen, Shopper und Geldbörsen aus Appleskin. Das Innenfutter der Taschen besteht aus recyceltem Meeresplastik. Nuuwai lässt unter fairen Bedingungen in Indien produzieren.
- Taschen bei Miomojo: Die italienische Marke produziert ihre Produkte unter anderem mit Appleskin. Seit März 2022 ist das Unternehmen eine B Corp.
- Nachhaltige Armbanduhren von Take a shot**: Die Armbanduhren mit Apfelleder sind für Damen und Herren erhältlich und sind in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich.
- Sneaker von CAVAL: Die französische Schuhmarke nutzt für eine Reihe von veganen Sneakern das Apfelleder-Material Pellemela.
- Geldbeutel von frisch-shop: Der kleine Geldbeutel besteht im Inneren aus Baumwollstoff und wird in Frankfurt am Main handgefertigt.
- Bänder für Apple Watches von vegan & smart: Möchtest du deiner Apple Watch ein nachhaltiges Update geben, kannst du die vorhandenen Bänder durch vegane Apfellederbänder austauschen.