Enthaarungscreme verspricht eine schonenden Entfernung von lästigen Härchen. Doch wie schonend ist so eine „chemische Rasur“, bei der die Haare aufgelöst werden? Gibt es Alternativen?
Was steckt in Enthaarungscreme?
Die Wirkung von Enthaarungscremes basiert auf chemischen Reaktionen, die die Haare auflösen. Der Vorteil: Es gibt kein schmerzhaftes Reißen und Ziepen, wie etwa beim Waxing, Sugaring oder Epilieren. Nach der Behandlung mit Enthaarungscreme ist die Haut glatt und geschmeidig und die Haare wachsen ohne Stoppeln nach.
Was steckt jedoch dahinter? Die Hauptwirkstoffe von Enthaarungscremes sind Thioglykolsäure und Natriumhydroxid, auch bekannt als Natronlauge oder Ätznatron. Natriumhydroxid bereitet den Weg, indem es den Säureschutzmantel der Haut außer Kraft setzt und die Poren aufquellen lässt.
Anschließend kommt die Thioglykolsäure zum Einsatz, sie dringt in die Keratinstruktur der Haare ein. Haare bestehen aus abgestorbenen Keratinschüppchen, welche über Halterungen, die sogenannten „Keratinbrücken“, fest verbunden sind.
Diese Halterungen werden von der Thioglykolsäure gelöst, die Struktur des Haares zerfällt. Das aufgeweichte Haar kann jetzt einfach mit dem Spatel weggeschabt werden. Bei der Reaktion der Thioglykolsäure wird ein unangenehmer schwefeliger Geruch frei. In konzentrierter Form würde er die Atemwege verätzen.
Der unangenehme Geruch der Thiolglykolsäure wird in den Enthaarungscremes von künstlichen Duftstoffen überdeckt. Die ätzende Wirkung der beiden Chemikalien mildern pflegende Öle. Die Thioglykolsäure wird auch für Dauerwellen eingesetzt und verursacht neben anderen Chemikalien zahlreiche Hauterkrankungen bei Friseur:innen.
Wie wirken die Chemikalien in der Enthaarungscreme auf die Haut?
Enthaarungscremes sind also nicht gerade gut für die Haut. Die Wirkung der Enthaarungscreme ist darauf ausgelegt, in die obersten Hautschichten einzudringen. Alle Inhaltsstoffe – die bedenklichen Chemikalien sowie die künstlichen Duftstoffe – gelangen tiefer in die Haut als gewöhnlich. Dort können sie Hautreizungen und Kontaktallergien hervorrufen.
Während der Behandlung und kurz danach ist die Haut leicht gequollen, was die Illusion einer glatten, geschmeidigen Haut vermittelt. Die Haut braucht etwa eine halbe Stunde, um den natürlichen Schutzmantel wieder aufzubauen. Enthaarungscreme darf auf keinen Fall in Kontakt mit den Schleimhäuten kommen, denn es besteht das Risiko von Verätzungen.
Enthaarungscremes dürfen laut Kosmetikverordnung nur einen Anteil von fünf Prozent Thioglykolsäure enthalten und sollte nicht großflächig angewendet werden. Wie man sich zum Beispiel die Beine mit Enthaarungscreme enthaaren soll, ohne die Creme großflächig anzuwenden, ist allerdings fraglich.
Außerdem problematisch: Die Enthaarungscreme gelangt nach der Anwendung ins Abwasser. Das Wasser muss in aufwendigen chemischen Reinigungsverfahren von den Stoffen gereinigt werden.
Von allen Mitteln zur Haarentfernung ist Enthaarungscreme also das denkbar schlechteste. Besser sind die folgenden Alternativen.
Statt chemischer Enthaarungscreme: Rasieren
Am schnellsten und unkompliziertesten lassen sich Haare mit einem Rasierer entfernen. Im Handel gibt es unzählige Modelle, viele davon beinhalten leider jedoch eine Menge Plastik und Kunststoff. Eine bessere Alternative findest du zum Beispiel bei **Avocadostore, einen Rasierhobel mit austauschbaren Metallklingen ohne Plastik. Von Einwegrasierern solltest du grundsätzlich die Finger lassen, sie verursachen viel unnötigen Plastikmüll.
Der Nachteil beim Rasieren: Die Härchen wachsen relativ schnell wieder nach und fühlen sich stoppelig an. Mehr Tipps dazu hier:
- Mit Rasiermesser oder Rasierhobel: So gelingt die Zero-Waste-Rasur
- Rasierpickel: Tipps zum Entfernen und Vorbeugen
- Rasurbrand: Hausmittel, die den Schmerz lindern
Epilieren: Eine weitere Alternative zur Enthaarungscreme
Epilierer zupfen das Haar direkt von der Wurzel aus. Die Geräte arbeiten mit rotierenden Scheiben oder vibrierenden Spiralbändern. Die Epilation soll alle zehn bis 20 Tage wiederholt werden. Die Haare wachsen langsamer nach, weil das Haar mit der Wurzel entfernt wird.
Mit der Zeit wachsen die Haare außerdem dünner nach, sodass die Epilation weniger schmerzhaft wird. Die Geräte sind in der Regel langlebiger als Rasierer, sie halten mehrere Jahre und arbeiten mit Strom und Akkubetrieb. Wenn der Epilierer mal ausgedient hat, wird er allerdings zu Elektroschrott, die Akkus gehören in den Sondermüll.
Epilierer gibt es in Elektrogeschäften zu kaufen, außerdem online zum Beispiel bei **Amazon.
Sugaring: Die umweltfreundliche Alternative zur Enthaarungscreme
Beim Waxing wird warmes Wachs auf die Haut aufgetragen. Die Härchen kleben daran fest und werden durch Abziehen an der Wurzel entfernt. Dafür werden meistens Streifen aus Vlies verwendet, die am Ende im Müll landen.
Weniger Müll produziert hingegen das Sugaring. Hier wird Zucker mit Zitronensaft zu einer zähen Masse eingekocht. Mit der Zuckerpaste werden dann die Härchen ausgezupft. Sugaring kommt ohne umweltbelastende Zutaten aus und ist damit die schonendste Methode der Epilation. Die Zuckerpaste lässt sich ganz einfach selbst herstellen. Erfahre mehr dazu in unserem Artikel Sugaring selber machen.
Wozu überhaupt Körperhaare?
Wir treiben so viel Aufwand, um die Haare loszuwerden. Aber warum haben wir überhaupt Körperhaare? Sie erfüllen verschiedene Funktionen: Mit den Körperhaaren soll Schweiß leichter abfließen und verdunsten. Die festeren Haare, zum Beispiel unter den Achseln (Terminalhaare), schützen empfindlichen Hautpartien. Allerdings bieten sie ein ideales Milieu für Bakterien, die zusammen mit dem Hauttalg für den Körpergeruch verantwortlich sind.
In den letzten Jahren war eine absolut glatte Haut modern. In den 70er Jahren setzten Frauen mit Achselbehaarung ein Zeichen für Emanzipation. Auch heute gibt es wieder Experimente mit der Natürlichkeit. Die Moden wechseln schnell, jede:r sollte für sich selbst entscheiden, wie viel oder wenig Behaarung zum individuellen Wohlbefinden notwendig ist.