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Wollwalk: Wie du den Stoff pflegen kannst

Wollwalk entsteht aus Wolle, die kontrolliert verfilzt wurde. Dank seiner besonderen Eigenschaften wird Wollwalk für natürliche Kinder- und Funktionskleidung geschätzt. Doch die Herstellung von Wollwalk kann problematisch sein.

Bei Wollwalk handelt es sich um gewalkte Schurwolle. Das Walken ist ein traditionsreiches Fertigungsverfahren, in dem gewebte Wolle gezielt verfilzt wird. Der daraus entstandene Wollwalk weist besondere Eigenschaften auf: Er ist strapazierfähig, winddicht, wasserabweisend, knitterfrei und sehr gut wärmerückhaltend. 

Unter vielen bäuerlichen Bevölkerungen Europas war Wollwalk jahrhundertelang der wichtigste Bekleidungsstoff. Heutzutage spielt er weiterhin eine wichtige kulturelle Rolle und findet als gewalkter Loden beispielsweise in alpenländischen Trachten Verwendung. Aufgrund seiner einzigartigen Funktionalität wird Wollwalk aber auch in der Bekleidungsindustrie hoch geschätzt und kommt besonders in Outdoor- sowie Kinderkleidung häufig zum Einsatz. 

So aufwändig wird Wollwalk hergestellt

Wollwalk entsteht in einem aufwändigen Herstellungsprozess aus gewebten Woll– oder Wollmischstoffen.

  1. Zunächst findet das sogenannte Noppen statt, durch das Verunreinigungen aus der Wolle entfernt werden. Nach einem Waschgang wird ein zweites Mal genoppt.
  2. Danach beginnt das Walken. Beim Walken wird die Wolle durch Drücken, Stauchen, Kneten und Pressen in warmen, schwach alkalischen oder sauren Bädern kontrolliert verfilzt.  

Wolle hat eine schuppenartige Oberflächenstruktur und somit eine natürliche Filzfähigkeit. Wird die Wolle nun gewalkt, verhaken sich die Schuppen auf der äußeren Schicht der Wollfaser unwiderruflich miteinander. Durch das Walken bekommt das Gewebe ein einheitliches Aussehen und einen kompakten Griff, da es zu einer Verdichtung der Fasern kommt. Dabei entstehen im Gewebe auch Luftkammern, in denen die Körperwärme eingeschlossen wird. So halten gewalkte Stoffe sehr gut warm, vermeiden dabei aber einen Wärmestau. 

So pflegst und reinigst du Wollwalk richtig

Wollwalk ist ein strapazierfähiger und pflegeleichter Stoff. Da die Wollfasern durch das Walken stark verdichtet werden, bleiben schlechte Gerüche und Verschmutzungen meistens nur auf der Oberfläche und ziehen nicht so tief in das Wollwalk-Gewebe ein. Deswegen musst du Wollwalk nur in den seltensten Fällen wirklich waschen. Achte bei der Pflege und Reinigung auf folgende Tipps:

Regelmäßig lüften

Einer unangenehmen Geruchsbildung kannst du entgegenwirken, wenn du den Wollwalk ab und zu lüftest. Hänge ihn dafür am besten in einer feucht-kalten Nacht nach draußen. Tagsüber solltest du das Wollwalk-Kleidungsstück nicht in die Sonne hängen, weil es ansonsten ausbleichen könnte. 

Leichte Verschmutzungen entfernen

Kleine Flecken kannst du ganz ohne Waschen beseitigen. Lasse die Verschmutzung zunächst vollständig trocknen. Anschließend kannst du sie mit einer Kleiderbürste ausbürsten.

Wollwalk waschen

Nur bei ganz hartnäckigen Verunreinigungen solltest du Wollwalk waschen und auch dann nur per Handwäsche. In der Maschine kann es selbst im Wollwaschgang passieren, dass das Kleidungsstück eingeht.

  • Fülle für die Handwäsche eine Schüssel mit etwa 25 Grad Celsius warmem Wasser und gib ein wenig ökologisches Wollwaschmittel oder mildes Naturkosmetikshampoo hinzu.
  • Knete den Wollwalk in dem Wasser leicht durch. Wichtig ist, dass du nicht reibst oder den Wollwalk anderweitig stark bearbeitest. Das könnte dazu führen, dass der Wollwalk auf unerwünschte Weise weiter verfilzt und einläuft.
  • Spüle den Wollwalk danach mit klarem, kalten Wasser aus und drücke überschüssiges Wasser leicht aus. Vermeide ein zu starkes Auswringen.
  • Anschließend kannst du das Wollwalk-Kleidungsstück auf einem Frotteehandtuch ausbreiten und liegend trocknen lassen. 

Grundsätzlich gilt: Je weniger du Wollwalk wäschst, desto besser. Wäschst du ihn nämlich zu häufig, kann dies dazu führen, dass er seine natürlichen wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften verliert. Dann wird eine Lanolin-Kur nötig, die der Rückfettung dient.

Wie nachhaltig ist Wollwalk?

Wollwalk besteht aus Schurwolle. Für diese Wolle werden zwar keine Schafe getötet, doch oftmals ist die Schurwolleproduktion trotzdem mit Tierleid verknüpft. Aufgrund der großen Nachfrage wird Wolle heutzutage größtenteils in Massenproduktion hergestellt.

Diese findet vor allem in Neuseeland und Australien und dort oftmals unter Anwendung grausamer Methoden wie des Mulesing statt. Mulesing soll die Tiere vor Fliegenbefall bewahren, doch dabei werden den jungen Schafen Teile ihrer Haut im Afterbereich entfernt und dies zumeist ohne Betäubung. In Deutschland ist Mulesing daher verboten. 

Damit aus Schurwolle Wollwalk entsteht, ist ein aufwändiger Herstellungsprozess notwendig, wodurch die Kosten für ein Kleidungsstück aus Wollwalk hoch ausfallen können. Deswegen gibt es hierzulande nicht mehr viele Unternehmen, die Wollwalk produzieren. Ein Großteil des Stoffes stammt inzwischen aus China.

In Sachen Umweltfreundlichkeit ist der Import von Schurwolle und Wollwalk-Produktion aus so weit entfernten Regionen daher kritisch zu betrachten. Der Transport über solch lange Strecken hinweg geht nämlich mit der Emission klimaschädlicher Gase wie CO2 einher. Außerdem gelten in China oftmals weniger rigorose Umwelt- und Sozialstandards. 

Andererseits ist Wollwalk wegen seiner einzigartigen natürlichen Eigenschaften ein wertvoller Stoff, der vor allem im Bereich der Funktions- und Outdoor-Kleidung eine nachhaltigere Alternative zu rein synthetischen Fasern darstellen kann. Letztere basieren häufig auf der endlichen Ressource Erdöl, für deren Förderung Natur zerstört sowie Tiere und Menschen vertrieben werden. Dazu verursachen Kunstfasern beim Waschen Mikroplastik.

Mehr zur Frage, wie nachhaltig Wolle im Vergleich zu künstlichen Fasern ist, erfährst du hier: Was ist nachhaltiger: Kleidung aus Wolle oder Synthetik?

Tipps für den Kauf von Wollwalk

Wenn du dich entscheidest, Wollwalk zu kaufen, solltest du daher auf ein paar Dinge achten: 

  • Kaufe Wollwalk-Produkte von Marken, die sich für gute Tierhaltungsbedingungen einsetzen. Du erkennst sie an Siegeln wie „Naturtextil“ IVN Best, GOTS oder dem Responsible Wool Standard (RWS). 
  • Mehr Informationen zu Textilsiegeln findest du unter Schadstoffe auf der Haut: Diese Siegel garantieren giftfreie Kleidung
  • VAUDE oder Patagonia sind Beispiele für Hersteller, die die nur museling-freie Wolle verwenden. 
  • Noch nachhaltiger ist es, wenn du Wollwalk-Kleidung aus zweiter Hand kaufst. Da Wollwalk so robust ist, wirst du ohne Probleme gebrauchten Wollwalk finden, der noch in einwandfreiem Zustand ist. 
  • Achte auch auf die Zusammensetzung der Wollwalk-Produkte. Wollwalk ist aufgrund des aufwändigen Herstellungsprozesses nicht günstig. Bei sehr niedrigen Preisen solltest du daher skeptisch sein und damit rechnen, dass Kunststoffasern beigemischt wurden. Diese Fasern verringern die Atmungsaktivität des Wollwalks und erschweren das Recyclen.