DeuAq.com >> Leben >  >> Schönheit & Stil

Desserto: Veganes Leder aus Kaktus

Veganes Leder, das nicht aus Plastik, sondern einer Pflanze besteht? Desserto beweist, dass das geht. Das Unternehmen stellt veganes Leders aus Kakteen her. Wie nachhaltig das ist, erfährst du hier.

Nicht nur der Markt für vegane Lebensmittel wächst, auch die Textilindustrie zieht nach. Vor allem Leder ist einer der Rohstoffe tierischen Ursprungs, für den es inzwischen verschiedene vegane Alternativen gibt. Es gibt viele gute Gründe, solche veganen Lederalternativen zu entwickeln:

  • Die Ledergerbung und -verarbeitung ist aufwändig und oftmals gefährlich für Mensch und Umwelt, da giftige Chemikalien eingesetzt werden.
  • Außerdem wird das Leder oft in Billiglohnländern verarbeitet, wo geringere Standards für den Umweltschutz gelten und giftige Stoffe eingesetzt werden dürfen, die Arbeiter krank machen und die Umwelt belasten.

Doch oftmals sind vegane Lederimitate nur auf den ersten Blick eine nachhaltigere Wahl: Für die meisten Lederimitate werden Trägermaterialien aus Kunststoff verwendet. Auch diese sind keine Option für Kunden, die möglichst nachhaltig, plastikfrei und umweltschonend leben und konsumieren möchten.

Das Start-Up Desserto aus Mexiko geht bei seinem Lederimitat daher einen konsequenten „grünen“ Weg. Es stellt eine vegane Lederalternative her, die rein pflanzlich ist: Bioleder aus Kaktus

Veganes Kaktus-Leder von Desserto: So nachhaltig ist es

Desserto ist das junge Start-Up von Adrián López Velarde und Marte Cázarez. Erst im Oktober diesen Jahres haben die beiden mexikanischen Unternehmer ihre Erfindung auf einer Ledermesse in Mailand vorgestellt: veganes Bioleder aus dem Nopal-Kaktus beziehungsweise dem Feigenkaktus. Der Nopal-Kaktus ist in seiner Heimat eine viel genutzte Pflanze, die auf Millionen von Hektar angebaut wird. Die jungen Triebe werden gerne in der mexikanischen Küche zubereitet und der Kaktus dient auch als Futtermittel in der Landwirtschaft.

Auf die Idee, Kaktus für die Textilherstellung zu verwenden, kamen die beiden nicht nur, weil sie von anderen veganen Lederalternativen wie Ananasleder inspiriert wurden – sondern auch, weil der Nopal-Kaktus häufig Bestandteil von Hautpflegeprodukten in Mexiko ist, wie sie einer mexikanischen Zeitung berichteten. Für sie war der Schritt von Hautpflegeprodukten zur Tierhautalternative kein großer.

Laut dem Start-up ist ihr Kaktus-Leder nicht nur ein veganes Lederimitat, sondern vor allem auch ein umweltfreundliches und nachhaltiges Produkt:

  • Es kommt ohne Kunststoffe aus, die häufig das Trägermaterial von herkömmlichen Lederimitaten sind. Dessertos veganes Leder besteht aus einem Fasermaterial, das auf Baumwolle als Trägermaterial aufgebracht wird.
  • Kakteen sind ein nachhaltiger Rohstoff: Sie brauchen nur wenig Wasser und lassen sich leicht an vielen Orten Mexikos anpflanzen.

Das Kaktus-Leder von Desserto ähnelt Leder nicht nur optisch, sondern weist dem Unternehmen zufolge auch ähnliche Eigenschaften auf:

  • Das Kaktus-Leder ist widerstandsfähig, flexibel und atmungsaktiv. Somit hat es einen Vorteil gegenüber Kunststoff-basierten Lederimitaten, die kaum atmungsaktiv sind.
  • Kaktus-Leder kann tierisches Leder bei vielen Produkten ersetzen: Das Material eignet sich für Taschen, Portemonnaies, Gürtel, Kleidung, aber auch Autositze oder Wohnmöbel.
  • Im Vergleich zu vielen Kunststoff-Ledern ist Kaktus-Leder langlebig: Bis zu zehn Jahre soll es halten.
  • Ein großer Vorteil von Kaktus-Leder ist, dass es im Gegensatz zu Kunststoff-Leder keine schädlichen Stoffe in die Umwelt bringt, wenn es ausgedient hat.

Leder und Kunststoff-Lederimitat: Darum sind sie nicht (immer) nachhaltig

Leder gilt zwar als hochwertiger Naturstoff und als langlebiges Material für Schuhe, Kleidung und Möbel. Doch die Herstellung von konventionellem Leder ist problematisch – und das Endprodukt oft giftig. Mehr zu den Hintergründen über die Probleme der Lederherstellung findest in dem Utopia-Artikel Echtes Leder, pflanzlich gegerbtes Leder, Bio-Leder – das steckt dahinter und in der ZDF-Reportage „Gift auf unserer Haut“.

Deshalb ist tierisches Leder für viele vegan lebende und umweltbewusste Menschen keine Option. Genauso wenig sind es aber die vielen herkömmlichen Lederimitate aus Kunststoff. Die Herstellung dieser Produkte ist oft genauso fragwürdig, weil sie in Billiglohnländern unter hohem Energieaufwand und dem Einsatz giftiger Stoffe produziert werden. Und: Kunststoff basiert in der Regel auf Erdöl, welches problematisch für Klima und Umwelt ist.

In den vergangenen Jahren kamen daher mehr vegane pflanzliche Lederimitate auf den Markt, zum Beispiel aus Pilzen, Kork, oder Ananas. Einen Überblick über solche Leder-Alternativen bekommst du hier: Kork, Pilz, Ananas: Daraus besteht veganes Leder.

Mit dem Kaktus-Leder ist nun eine weitere pflanzliche Alternative zu herkömmlichen Leder dazugekommen, welche zudem auch nachhaltiger ist als Kunststoff-basierte Lederimitate. Das Start-Up Desserto hat eine heimische, genügsame Pflanze als Rohstoff für die Textilherstellung erkannt und möchte damit Leder in allen Bereichen ersetzen. Doch bis es so weit ist, könnte es noch etwas dauern – denn Desserto möchte nicht selbst in die Produktion der Kaktus-Leder-Produkte einsteigen, sondern nur das Material liefern.