Lyocell, auch unter dem Markennamen Tencel bekannt, ist der Trendstoff für nachhaltige Mode. Allerdings ist auch bei dieser Faser nicht alles natürlich – im Großen und Ganzen aber umweltverträglich. Darauf solltest du achten.
Lyocell ist eine generische Bezeichnung für eine Faser, die von der österreichischen Firma Lenzing unter dem Markennamen Tencel produziert wird.
Kleidung aus dem Stoff Tencel findest du immer häufiger bei nachhaltigen Modelabels in der Slow-Fashion-Szene. Das steckt hinter der Cellulosefaser:
- Die Basis von Tencel Lyocellfasern ist Cellulose, welche aus Holz gelöst werden muss. Dafür wird organisches Lösungsmittel verwendet.
- Kleidung aus Tencel ist biologisch abbaubar – du könntest ein Kleidungsstück aus 100 Prozent Lyocell auf den Kompost werfen (sofern die Nähte nicht aus einem anderen Material bestehen). Nach Aussagen des Herstellers Lenzing zerfällt ein Stoff aus Lyocellfasernohne schädliche Rückstände.
- Das Holz für Tencel Lyocellfasern stammt ausschließlich aus nachhaltig und legal bewirtschafteten Wäldern, zertifiziert mit den Holzsiegeln FSC oder PEFC.
- Rund um die Herstellung der Textilfasern achtet der Hersteller nach eigenen Angaben auf umweltschonende Prozesse.
Doch es gibt auch ein paar problematische Punkte beim Anbau, die eventuelle Rodungen, lange Transportwege und den Wasserverbrauch betreffen – mehr dazu unten.
Lyocell ist eine Faser für alle Fälle
Lyocellfasern, auch der Marke Tencel, sind wandlungsfähig und lassen sich zu unterschiedlichen Stoffarten verarbeiten – etwa glatte Stoffe, die sich wie Seide anfühlen, festen Jeansstoff oder weiche Gewebe mit flauschiger Oberfläche.
Stoffe aus Lyocellfasern sind atmungsaktiv und sollen nach Angaben von Herstellern für Sportbekleidung den Schweiß besser regulieren als Baumwolle. Bei einem Sportshirt aus Lyocellfasern sollen Schweißflecken also nicht allzu lange sichtbar sein.
Diese Eigenschaften von Tencel nutzen auch Hersteller von Matratzenbezügen und Bettwäsche. Nach ihren Angaben wird dabei die Feuchtigkeit gut abgeleitet.
Stoffe aus Tencel Lyocellfasern können dir in verschiedenen Kleidungsstücken und Textilien begegnen:
- Glatte, locker fallende Stoffe für Hemden, Blusen, T-Shirts oder Kleider
- Festere Stoffe für Hosen und Jeansstoffe
- Unterwäsche
- Frotteetextilien, wie Handtücher
- Funktionelle Sportbekleidung
- Bettwäsche und Matratzenhüllen
So pflegst du Kleidung aus Lyocell
Bei der Pflege von Textilien mit Lyocell solltest du dich nach den Herstellerangaben auf dem Etikett richten. Oftmals handelt es sich um Stoffe aus einem Fasermix, mit jeweils unterschiedlichen Anforderungen. Stoffe aus Lyocellfasern, die wie Seide aussehen, solltest du in der Regel auch so schonend wie Seide waschen und behandeln:
- Am besten wäschst du das Textil im Schonwaschgang bei 30 Grad mit einem Waschmittel ohne Bleiche.
- Hänge das Kleidungsstück gleich nass auf einen Bügel, so glätten sich die Knitterfalten.
- Musst du dein Kleidungsstück doch bügeln, lege ein feuchtes Tuch dazwischen und stelle das Bügeleisen nicht zu heiß ein.
Lyocellfasern sind nachhaltig – wenn du ein paar Punkte beachtest
Lyocellfasern oder Tencel bietet Modemacher:innen eine Alternative zu Fasern, deren Herstellung meist wenig mit Nachhaltigkeit oder fairen Arbeitsbedingungen zu tun haben. Das Umweltbundesamt berichtet zum Beispiel, dass erst ein Prozent der weltweiten Baumwolle nachprüfbar aus ökologischen Anbau stammt. Andere Kunstfasern wie Polyester oder Elastan bestehen aus Erdöl, einem nicht nachwachsenden Rohstoff. Außerdem ist die Gewinnung von Erdöl eine enorme Belastung für die Umwelt.
Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, aber auch dafür ist Fläche nötig, für die in Brasilien mitunter Regenwald gerodet wird, so die NGO Regenwald schützen. Weiter Probleme sind dabei die Verdichtung des Bodens durch schwere Maschinen, Monokulturen und im Falle von Eukalyptus ein hoher Wasserverbrauch.
Lyocellfasern sind nicht die einzigen Fasern, die aus Holzcellulose bestehen. Länger bekannt ist die Cellulosefaser Viskose, deren Nachhaltigkeitsbilanz jedoch durch die Fertigung getrübt wird. Hersteller benötigen für Viskosefasern giftige Chemikalien. Diese können unter Umständen auch ins Abwasser gelangen.
Bei dem Verfahren für Lycocell geht es ungiftig zu. Aber auch die Herstellung von Lyocell benötigt Ressourcen wie Wasser und Energie, um aus dem Holzbrei Fasern für die Textilindustrie zu gewinnen.
Das sollest du rund um die Fertigung von Tencel Lyocell wissen:
- Chemikalien: Für die Herstellung von Lyocellfasern wird anstatt giftiger Lösungsmittel ein organisches Mittel verwendet: N-Methylmorpholin-N-oxid (abgekürzt NMMO oder NMO). Laut Hersteller Lenzing lässt sich diese Chemikalie aber fast vollständig wiederverwenden.
- Wasserverbrauch: Lenzing berichtet weiter, dass ihr Verfahren zur Herstellung von Lyocellfasern rund ein Drittel des Wassers einspart, das sonst für Viskose nötig ist. Stammen die Fasern aus Eukalyptus, dann senken sie aufgrund ihres schnellen Wachstums allerdings in Monokulturen das Grundwasser ab und können sogar ganze Flüsse dabei austrocknen. Außerdem müssen die Fasern dann erst weiterverarbeitet werden, im Gegensatz zu Baumwolle.
- Energieverbrauch: Zusätzlich liefert die eigene Bioraffinierie an dem Standort in Österreich die benötigte Energie gleich aus dem Holz, das es zur Cellulose verarbeitet. Andere Produktionstätten sind noch nicht energieautark – auch in Tschechien produziert Lenzing Zellstoff für Lyocell, seit 2019 auch in Brasilien.
- Transportwege: Lyocellfasern fertigte Lenzing bis 2018 in seinen Werken in Österreich, Großbritannien und den USA. 2019 investierte das Unternehmen zudem wegen der Strafzölle zwischen den USA und China eine Milliarde Euro in Thailand, um dort bis Ende 2021 ein Lyocellfaserwerk zu errichten. Das verlängert die Transportwege. Die Fasern kommen teilweise auch aus Asien oder Brasilien, regional sind die Fasern also nicht immer.
- Arbeitsbedingungen: Nach eigenen Angaben ist Lenzing bei Fair Trade gelistet. Lenzings Lyocellfasern werden zu den vor Ort geltenden Arbeits- und Umweltbedingungen produziert.
Fazit: Insgesamt kommt es auf den Anbau und den achtsamen Umgang mit Rohstoffen, Chemikalien und Arbeitskräften bei der Herstellung an. Lyocell ist eine Trendfaser, die Designer:innen vielfältige Möglichkeiten bietet. Schau allerdings genau hin, woher die Faser und das Holz dahinter kommen und bevorzuge hier europäischen Anbau, um die oben genannten Probleme zu vermeiden. Ist das nicht klar erkennbar, dann frag am besten direkt beim Hersteller per E-Mail an.
Am nachhaltigsten ist es übrigens, keine neue Kleidung zu kaufen, wenn es nicht sein muss. Second Hand ist hier eine gute Lösung. Muss doch mal was Neues her, dann findest du in unserer Bestenliste und im** Avocadostore Mode aus Lyocell und Tencel.